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6.11. Lateinamerikastudien

C: Wir, als Studierende an der Freien Universität möchten mit unserem Projekt dazu beitragen, dass Fragen der Geschlechterforschung interdisziplinär in allen Fachbereichen diskutiert werden können. Im Rahmen von #4GenderStudies und eines Seminars zur Wissenschaftskommunikation des MvBZs haben wir uns damit auseinandergesetzt, wie wir als Studierende den Umgang mit Gender Studies wahrnehmen. Dabei ist uns aufgefallen, dass Geschlechterperspektiven nicht nur tief im zivilgesellschaftlichen Aktivismus wurzeln, sondern gleichzeitig von interdisziplinären Auseinandersetzungen leben. Das bedeutet nicht nur, dass Geschlechterforschung überall ein Fokus sein sollte, sondern auch, dass sich Gender Studies nur durch interdisziplinäre Forschung weiterentwickeln können. Dabei wird die Kategorie Geschlecht nicht isoliert betrachtet, vielmehr sehen wir die Notwendigkeit, intersektional weitere Kategorien einzubinden (wie beispielsweise Klasse oder race) und diese in Machtstrukturen eingebettet zu analysieren und zu kritisieren.

Das MvBZ hat in einer neuen OpenMic Veranstaltung verschiedene Professor*innen gefragt, inwiefern Geschlechterforschung in ihren Fachbereichen von Bedeutung ist. Wir als Studierende möchten das Projekt weiterführen und die Studierenden dieser Fachbereiche ebenfalls dazu befragen. Denn obwohl wir natürlich auch der Meinung sind, dass Geschlechterforschung wichtig ist, muss es Angebote, Raum und Offenheit geben, um die Möglichkeit für Auseinandersetzungen zu haben. Eure Antworten werden anonymisiert veröffentlicht und euch vor der Veröffentlichung nochmal gezeigt und durch euch bestätigt. Ist das so für dich in Ordnung?

A: hallo! ja das ist in Ordnung :)

C: Super! Erstmal zu dir: Was studierst du zur Zeit und an welcher Hochschule oder Uni? Im wievielten Semester befindest du dich gerade?

A: Ich studiere den Master in interdisziplinäre Lateinamerikastudien an der Freien Universität Berlin und ich befinde mich im zweiten Semester

C: Wir haben ja in unserer Einleitung schon angesprochen, dass es uns in unserem Projekt um Gender Studies geht, dass aber nicht "nur" Geschlecht als Analysekategorie relevant ist, sondern auch andere Themen wie Intersektionalität, andere Diskriminierungsebenen und Machtstrukturen. Inwiefern hast du dich mit solchen Themen schon beschäftigt, ob studienintern oder -extern?

A: ich persönlich habe Lohndiskriminierung gegen die indigene Bevölkerung in Guatemala für eine Hausarbeit rescheschiert. Bei uns am LAI (Latein Amerika Institut) spielen die Themen  Intersektionalität, Diskriminierung und Machtstrukturen eine große Rolle. Aufgrund der kolonialen Geschichte des Kontinents hat Diskriminierung einen großen Einfluss auf die Gesellschaft und Politik, wir führen oft Diskussionen über die Rolle der Diskriminierung, insbesondere gegenüber die indigenen Bevolkerung, Frauen und andere Minderheitengruppen.

C: Das heißt also, dass sich in deinem aktuellen Studium damit auseinandergesetzt wird. Wie stehst du zur Anzahl der Angebote und Möglichkeiten zur Auseinandersetzung? Fehlt etwas an der Auseinandersetzung?

A: Es gibt mehrere Seminaren zur Auseinandersetzung mit diesen Themen. Ich denke nicht das etwas fehlt

C: Welchen Mehrwert siehst du in der Auseinandersetzung mit solchen Themen sowohl für deinen Studiengang als auch für alle anderen Studiengänge und Fachbereiche, d.h. fürs Studium generell?

[Am nächsten Tag: 

C: Hey A., ich will dich eigentlich ungern stressen, aber vielleicht hast du es ja auch einfach aus den Augen verloren. Meinst du, wir können das Interview heute fertig kriegen? :)

A: hey ja, sorry ich habe gestern den ganzen Tag gearbeitet, wie viele Fragen fehlen?

ich arbeite Heute auch, und habe Pläne nach der Arbeit, aber ich denke das kriegen wir hin]

A: Es ist wichtig, die Machtstrukturen und Ungleichheiten in der Welt zu erkennen, insbesondere wir, als Studierende in Deutschland, da wir uns in einem sehr privilegierten Land befinden. Vor allem für das LAI ist es notwendig, beim forschen sich zu positionieren und die Privilegien von Klasse, Ethnie, Rasse, Geschlecht usw. anzuerkennen, um nicht in koloniale, rassistische und diskriminierende Praktiken zu verfallen.

C: [Ah, alles klar. Wie gesagt, ich will auch eigentlich nicht stressen.

Es fehlen aber auch nur noch zwei Fragen :)]

Auf welchen Ebenen ist es deiner Ansicht nach nötig, Intersektionalität und Auseinandersetzungen mit Machtstrukturen zu implementieren? Also z.B. im Syllabus, in der Studiengangszulassung, im Miteinander zwischen Dozierenden und Studierenden, etc.

A: Im LAI ist dies bereits umgesetzt. Ich habe Kurse besucht, in denen im Syllabus steht, dass wir die Ungleichheiten anerkennen und über die strukturellen Machtverhältnisse im Seminarraum reflektieren sollten (einschließlich der Dozenten). Für einen Kurs, den ich letztes Semester hatte, enthielt der Syllabus folgenden Absatz:

Reflexion der Unterrichtsdynamik: Wie jeder soziale Raum sind auch universitäre Kurse von Ungleichheiten durchzogen. Dieser Kurs ist darauf ausgerichtet, alle dazu anzuregen, über unsere Position in einer strukturell ungleichen Welt nachzudenken und das Seminarraum als Mikrokosmos dieser Welt zu betrachten. Wir erwarten eine offene, kooperative, respektvolle und rücksichtsvolle Interaktion.

In diesem Kurs und in einigen anderen wurde dies auch in der ersten Sitzung erwähnt. Ich finde, dass solche Maßnahmen den Dialog über diese Themen fördern, die Inklusion unterstützen und die Anerkennung von Ungleichheiten und Machtstrukturen fördern. Ich denke, dass alle anderen Studiengänge dies ebenfalls umsetzen sollten

C: Du hast schon super viele spannende Sachen geschrieben. Wenn du versuchen würdest, es in einen prägnanten Satz zu fassen, was können intersektional praktizierte Gender Studies positiv zu deinem Studiengang beitragen?

A: Die intersektional praktizierten Gender Studies fördern ein komplexeres Verständnis von Lateinamerika, ermöglichen die Analyse und Anerkennung von Machtstrukturen und Ungleichheiten in Bezug nicht nur auf Geschlecht, sondern auch auf Rasse und ethnische Zugehörigkeit. Sie fördern inklusive Perspektiven, schärfen das Bewusstsein für gesellschaftliche Diversität und Gerechtigkeit und bieten gleichzeitig einen Raum für kritische Reflexion und Forschung, um die Herausforderungen in der Region anzugehen.

C: Dankeschön fürs Mitmachen und für deine spannenden Antworten!

Ich melde mich auf jeden Fall bei dir, wenn alles augewertet wurde und wir mit der Kampagne weiter sind :)