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6.10. Techniksoziologie

N: Wir, als Studierende an der Freien Universität möchten mit unserem Projekt dazu beitragen, dass Fragen der Geschlechterforschung interdisziplinär in allen Fachbereichen diskutiert werden können. Im Rahmen von #4GenderStudies und eines Seminars zur Wissenschaftskommunikation des MvBZs haben wir uns damit auseinandergesetzt, wie wir als Studierende den Umgang mit Gender Studies wahrnehmen. Dabei ist uns aufgefallen, dass Geschlechterperspektiven nicht nur tief im zivilgesellschaftlichen Aktivismus wurzeln, sondern gleichzeitig von interdisziplinären Auseinandersetzungen leben. Das bedeutet nicht nur, dass Geschlechterforschung überall ein Fokus sein sollte, sondern auch, dass sich Gender Studies nur durch interdisziplinäre Forschung weiterentwickeln können. Dabei wird die Kategorie Geschlecht nicht isoliert betrachtet, vielmehr sehen wir die Notwendigkeit, intersektional weitere Kategorien einzubinden (wie beispielsweise Klasse oder race) und diese in Machtstrukturen eingebettet zu analysieren und zu kritisieren.

Das MvBZ hat in einer neuen OpenMic Veranstaltung verschiedene Professor*innen gefragt, inwiefern Geschlechterforschung in ihren Fachbereichen von Bedeutung ist. Wir als Studierende möchten das Projekt weiterführen und die Studierenden dieser Fachbereiche ebenfalls dazu befragen. Denn obwohl wir natürlich auch der Meinung sind, dass Geschlechterforschung wichtig ist, muss es Angebote, Raum und Offenheit geben, um die Möglichkeit für Auseinandersetzungen zu haben. Eure Antworten werden anonymisiert veröffentlicht und euch vor der Veröffentlichung nochmal gezeigt und durch euch bestätigt. Ist das so für dich in Ordnung?

S: Ah danke, ja ist ok, ich versuch das zu beantworten!

N: Erstmal zu dir: Was studierst du zur Zeit und an welcher Hochschule oder Uni? Im wievielten Semester befindest du dich gerade?

S:Also ich studiere gerade Soziologie technikwissenschaftlicher Richtung an der Technischen Universität Berlin

Und befinde mich in 4. Semester

N: Ich hab ja in unserer Einleitung schon angesprochen, dass es uns in unserem Projekt um Gender Studies geht, dass aber nicht "nur" Geschlecht als Analysekategorie relevant ist, sondern auch andere Themen wie Intersektionalität, andere Diskriminierungsebenen und Machtstrukturen. Inwiefern hast du dich mit solchen Themen schon beschäftigt, ob studienintern oder -extern?

S: Also mit Themen wie Gender und Race hab ich mich eigentlich schon immer beschäftigt, auch einfach Identitätsgebunden. Ich hab in der Schule bspw mal einen Vortrag über intersektionalität gehalten und später in der Oberstufe haben ein paar Leute und ich so etwas wie kleine Info/Aufklärungsstunden in 5. und 6. Klassen unserer Schule gehalten. Dabei gieng es vor allem im körperbilder und erwartete Schönheitsideale aber es wurden auch Themen wie transidentität angeschnitten. Ansonsten wurde immer viel mit Freund*innen über Vorallem Geschlecht geredet. In der Uni habe ich glaube ich vor allem dann in Seminarkontexten drüber geredet - also wenn inhaltlich bei Texten Verbindungen dazu gab zb.

N: Du hast ja schon gesagt, dass du dich im Studium vor allem selbst zu diesen Themen einbringst, aber gibt es in deinem Studium konkrete Angebote oder sonstige Möglichkeiten sich damit auseinanderzusetzen? Wenn ja, wie stehst du zur Anzahl der Angebote und Möglichkeiten zur Auseinandersetzung? Wenn nein, fehlt etwas an der Auseinandersetzung?

S: Puh also finde ich schwierig zu sagen. Es gab immer mal wieder ein Seminar zu Geschlechterforschung weelches ich aber nicht besucht habe. Eigentlich gehört zum Studium auch Gendersoziologie aber da scheint es seit Jahren ein Problem der Besetzung zu geben deswegen wird es nicht angeboten. Das geht halt eigentlich nicht. Es gehört zum Studium eigentlich und ist ja auch ein wichtiger Themenkomplex. Ansonsten gibt es in einem Pflichtseminar erst seit ca 1 Jahr einen Text zu postkolonialismus. Das ist halt auch ziemlich spät. Außerdem war der Text den wir damals hatten nicht sehr gut. Aber das wollten sie dann wohl auch ändern, wir waren damals halt der erste Jahrgang der das gelesen hat. Also die Angebot können definitiv ausgebaut werden! Bzw es scheint auch welche zu geben die aber einfach nicht besetzt sind/angeboten werden können.

N: Super, danke für deine spannenden Antworten. Hättest du vielleicht noch ein konkretes Beispiel, an dem du erkannt hast wieso die Auseinandersetzung mit Geschlechterforschung und/ oder Intersektionalität und den Themen deines Studiengangs wichtig ist, außer, dass es natürlich echt viel zu spät ist, dass Themen wie Kolonialismus erst jetzt so langsam Eingang in die Uni haben? Und vielleicht auch welchen Mehrwert es deiner Meinung die Auseinandersetzung mit solchen Themen nicht nur in deinem Studiengang, sondern auch allen anderen Studiengängen und Fachbereichen, also fürs Studium generell, haben kann?

S: Also konkret kann ich jetzt kein Beispiel nennen tatsächlich. Einfach grundsätzlich braucht es diese Themen, v.a. In den Geisteswissenschaften weil es da einfach hin gehört. Aber eben auch in anderen Gängen, vielleicht Vorallem solche fie eher immer noch Männerdominiert sind. Von denen gibt es ja auch einige an der TU. Und ich kenne von freundin dass es dort kaum bis keine Auseinandersetzung mit Geschlecht zb gibt oder generell ein kritisches auseinandersetzen mit den Themen.

N: Ich stelle dir dazu auch gleich die nächste Frage: Auf welchen Ebenen wäre es nötig, Intersektionalität und Auseinandersetzungen mit Machtstrukturen zu implementieren, um diesen Mehrwert zu erreichen? Also z.B. im Syllabus, in der Studiengangszulassung, im Miteinander zwischen Dozierenden und Studierenden…

S: Also auf jeden Fall in syllabus! Ich kenn mich selbst leider auch echt nicht so aus was Uniinterne Strukturen angeht. Aber ja also mehr Positionen oder Kontrollen(?) die dafür da sind das zwischen Studierenden und dozierenden/Professor*innen besser ist sind bestimmt nicht schlecht. Es gibt glaube auch immer noch ziemlich Probleme für weibliche/flinta Personen die eine Professur wollen oder so. Sich da durch zuschlagen ist glaube immer noch ziemlich ätzend weil es doch sehr Männer dominiert immer noch ist.

N: Und zuletzt wäre es noch super, wenn du versuchen würdest, es in einen prägnanten Satz zu fassen, was können intersektional praktizierte Gender Studies positiv zu deinem Studiengang beitragen?

S: Intersektional praktizierte Gender Studies braucht es in jedem Studien und auf jeden Fall auch in der Soziologie da sie Strukturen die im Alltag immer auftreten in einen akademischen Kontext rücken können und dort sichtbar gemacht werden müssen.

Hoffe das passt so haha :D

N: Ja auf jeden Fall! Vielen vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast :)