6.7. Philosophie
C: Wir, als Studierende an der Freien Universität möchten mit unserem Projekt dazu beitragen, dass Fragen der Geschlechterforschung interdisziplinär in allen Fachbereichen diskutiert werden können. Im Rahmen von #4GenderStudies und eines Seminars zur Wissenschaftskommunikation des MvBZs haben wir uns damit auseinandergesetzt, wie wir als Studierende den Umgang mit Gender Studies wahrnehmen. Dabei ist uns aufgefallen, dass Geschlechterperspektiven nicht nur tief im zivilgesellschaftlichen Aktivismus wurzeln, sondern gleichzeitig von interdisziplinären Auseinandersetzungen leben. Das bedeutet nicht nur, dass Geschlechterforschung überall ein Fokus sein sollte, sondern auch, dass sich Gender Studies nur durch interdisziplinäre Forschung weiterentwickeln können. Dabei wird die Kategorie Geschlecht nicht isoliert betrachtet, vielmehr sehen wir die Notwendigkeit, intersektional weitere Kategorien einzubinden (wie beispielsweise Klasse oder race) und diese in Machtstrukturen eingebettet zu analysieren und zu kritisieren.
Das MvBZ hat in einer neuen OpenMic Veranstaltung verschiedene Professor*innen gefragt, inwiefern Geschlechterforschung in ihren Fachbereichen von Bedeutung ist. Wir als Studierende möchten das Projekt weiterführen und die Studierenden dieser Fachbereiche ebenfalls dazu befragen. Denn obwohl wir natürlich auch der Meinung sind, dass Geschlechterforschung wichtig ist, muss es Angebote, Raum und Offenheit geben, um die Möglichkeit für Auseinandersetzungen zu haben. Eure Antworten werden anonymisiert veröffentlicht und euch vor der Veröffentlichung nochmal gezeigt und durch euch bestätigt. Ist das so für dich in Ordnung?
H: Ja :)
[Welche Frage genau soll ich dann beantworten?]
C: [Ich schicke dir die Fragen nach und nach, wie in einem normalen Interview.]
Erstmal zu dir: Was studierst du zur Zeit und an welcher Hochschule oder Uni? Im wievielten Semester befindest du dich gerade?
H: [Ah ok !]
6. Semester BA Philosophie an der FU
Also fast fertig
C: Wir haben ja in unserer Einleitung schon angesprochen, dass es uns in unserem Projekt um Gender Studies geht, dass aber nicht "nur" Geschlecht als Analysekategorie relevant ist, sondern auch andere Themen wie Intersektionalität, andere Diskriminierungsebenen und Machtstrukturen. Inwiefern hast du dich mit solchen Themen schon beschäftigt, ob studienintern oder -extern?
H: Im Studium schon relativ viel, vorallem so feministische Erkenntnistheorie und Wissenschaftskritik, da geht es um die Verstrickung von sozialen Machtstrukturen und Wissen(Schaft) und auch in meinem Nebenfach PoWi Hans (C: gab’s) da viele Seminare zu
Und studienextern eher so in politischen/aktivistischen Kontexten, zB war ich auch beim asta im anti Referat (agender nonbinary Trans Inter) und sonst halt privat weil es mich einfach interessiert… also einfach Bücher, Podcasts, Popkultur zu dem Thema
C: Du hast geschrieben, dass sich in deinem aktuellen Studium damit auseinandergesetzt wird. Wie stehst du zur Anzahl der Angebote und Möglichkeiten zur Auseinandersetzung? Fehlt etwas an der Auseinandersetzung?
H: Ja, könnten schon noch mehr seminarangebote in die Richtung sein… bzw. Ich hab das Gefühl es gibt sehr gute spezialisierte Seminare die sich nischig damit auseinander setzten aber in den großen Einführungsvorlesungen usw. Fehlt das Thema gender meistens ganz… also ich fände es cool wenn das immer mitberücksichtigen wird und nicht nur manchmal in bestimmten Veranstaltungen
Allgemein glaub ich die FU ist da eig noch ganz gut dabei im Vergleich zu anderen Unis
C: Welchen Mehrwert kann die Auseinandersetzung mit solchen Themen deiner Meinung nach nicht nur in deinem Studiengang, sondern auch allen anderen Studiengängen und Fachbereichen, also fürs Studium generell, haben?
H: Also allgemein auf wissenschaftlicher Ebene ist es wichtig und hilfreich Studieninhalte auch sozial und historisch zu konzeptualisieren und zu gucken was für Konzepte von gender da zB dahinter stehen weil ja kein Wissen im luftleeren Raum schwebt
Und es kann auch empowernd sein
C: Hast du dazu konkret für das Fach Philosophie noch andere Gedanken, die du gern teilen möchtest?
Ja, vielleicht könnte man so genderspezifische Perspektiven auch in Organisatorische Aspekte der Studiums einbringen/ wie Seminare gestaltet sind, um die auch zugänglicher zu machen.
Z.B. dass zu Beginn des Semesters nach bevorzugten Pronomen gefragt wird oder auch dass reflektiert wird, wer sich im Seminar überhaupt traut, was zu sagen/ darauf geachtet wird dass nicht immer nur cis Typen mega viel Raum bekommen für ihre Wortmeldungen
Und (das hat jetzt nicht nur was mit gender zu tun) dass nicht von den dozierenden so Voraussetzungen gemacht werden wie zB „wie sie ja sicher alle wissen“
C: Damit gehst du auch schon in die Richtung unserer nächsten Frage.
Auf welchen Ebenen wäre es nötig, Intersektionalität und Auseinandersetzungen mit Machtstrukturen zu implementieren, um diesen Mehrwert zu erreichen? Also z.B. im Syllabus, in der Studiengangszulassung, im Miteinander zwischen Dozierenden und Studierenden, etc.
H: Ja genau in allen Punkten
Auch dass Namensänderungen möglich sind auf uni Formularen wäre wichtig
Und mehr all gender Toiletten
C: Wenn du versuchen würdest, es in einen prägnanten Satz zu fassen, was können intersektional praktizierte Gender Studies positiv zu deinem Studiengang beitragen?
H: [Oooh sorry hab jetzt vergessen das gestern zu beantworten
Tut mir leid falls das jetzt den Zeitplan durcheinander bringt]
Hm — vielleicht sowas, dass Sachen nicht nur theoretisch reflektiert sondern auch in der konkreten Wissenschaftspraxis konsequent umgesetzt werden
C: [Kein Problem, wir sind relativ flexibel :)]
Und das war auch schon die letzte Frage. Falls du nicht noch etwas anderes ergänzen nöchtest, sind wir also fertig. Vielen Dank fürs Mitmachen, ich melde mich dann nach unserer Auswertung usw nochmal bei dir.