6.6. Sozial- und Kulturanthropologie
T: So, erstmal zu dir: Was studierst du zur Zeit und an welcher Hochschule oder Uni? Im wievielten Semester befindest du dich gerade?
F: Ich studiere momentan einen Master an der ASH Berlin, namens Soziale Arbeit - Community stand diversity studies. Davor habe ich einen BA an der FU Berlin in Sozial und kulturanthropologie im Hauptfach sowie Politikwissenschaften im Nebenfach gemacht von WiSe 2017/18 bis SoSe 2022 (immatrikuliert bis Wise 2022/23 lol)
T: Ah ich wusste garnicht das du den Master machst. Falls das nicht doof ist - kannst du das aus ner kulturantropologir Perspektive beantworten?
F: Ja Safe! Geht ja um mein Studium an der Fu eh oder? Also werde das eh nur aus anthro Perspektive beantworten keine Sorge :)
T: Super, danke dir. Ich habe ja in der Einleitung schon angesprochen, dass es uns in unserem Projekt um Gender Studies geht, dass aber nicht "nur" Geschlecht als Analysekategorie relevant ist, sondern auch andere Themen wie Intersektionalität, andere Diskriminierungsebenen und Machtstrukturen. Inwiefern hast du dich mit solchen Themen schon beschäftigt, ob studienintern oder -extern?
F: „Solche Themen“ waren integraler Bestandteil meines Anthropologiestudiums. Die Intensität des Umgangs der jeweiligen Themen war jedoch abhängig davon welche Kurse mensch gewählt hat. Das Anthropolgiestudium habe ich zudem gewählt weil ich wusste, dass es sich mit solchen Themen auseinandersetzt. Zuvor waren meine Berührungspunkte damit vor allem Vor- und Nachbereitungsseminare durch mein Auslandsfsj (sehr fragwürdig, aber die Seminare waren krass was Reflexion von Neokolonialen Strukturen der „Entwicklungshilfe“ und Rassismus anging!) ansonsten war es wirklich im Studium wo ich mit allem mehr auseinandergesetzt habe. Und dann halt Interesse da und dann ich extern von Uni. In den PoWi Seminaren war es aber im Nebenfach komplett möglich jegliche Berührung mit Strukturanalysen in Bezug auf Macht, Race class Gender ableism etc. zu umgehen.
T: Okay, spannend das da so ein Unterschied herrscht. Und wie war das Angebot bei Anthropologie? Findest du es gab genug Möglichkeiten zur Auseinandersetzung und wenn nein, fehlt etwas an der Auseinandersetzung?
F: Also es gab schon viel zur Auswahl bei Anthropologie, aber eher in den Wahlmodulen und weniger im Pflichtbereich, was darauf hinauslief bei mir beispielsweise, dass ich vieles gemacht habe, was ich halt musste und weniger die coolen Angebote nutzen konnte… also ist auch einfach Anfängerinnenfehler, weil ich am Anfang noch so krank durchgezogen habe und alles so schnell wie möglich machen wollte, und dann oft pflichtmodule gemacht habe die halt weniger kritisch waren, als dann mehr wahlmodule, die spannender waren. Aber wenn man unter Zeitdruck steht, dann kommt man auch weniger in Berührung in kritischen Seminaren. Und am Ende gab es auch bei den kritischen immer noch viel auszusetzen. Also Auswahl bzw. Angebot hätte schon besser und größer und integrierter in den Pflichtbereich sein können.
T: Okay, spannend. Was würdest du denn sagen, welchen Mehrwert kann die Auseinandersetzung mit solchen Themen nicht nur in deinem Studiengang, sondern auch allen anderen Studiengängen und Fachbereichen, also fürs Studium generell, haben?
F: In meinen Augen hat jedes Fach, welches sich nicht mit solchen Themen auseinandersetzt ein Defizit. Am Ende ist auch Mathe genau so betroffen bzw reproduziert gesellschaftliche Diskrimierungsstrukturen, alleine schon durch die Strukturen der Uni (Lehrstuhlbesetzung, curriculum, syllabus, Lehrplan,…) und die Lehrkräfte, die sich nicht mit solchen Themen auseinandersetzen sind dann genau so reproduzierend. Wenn es wirklich darum geht diskriminierende Strukturen aufzubrechen, dann müsste ein kritischer Blick überall in der Lehre verankert sein. Das wäre der Mehrwert. Aber nur wenn das beabsichtigt ist I guess…
T: Ja true. Vielleicht daran anschließend, auf welchen Ebenen denkst du wäre denn eine Veränderung nötig, um diskriminierende Strukturen aufzubrechen? Also z.B. im Syllabus, in der Studiengangszulassung, im Miteinander zwischen Dozierenden und Studierenden…
F: Fangfrage ;) aber ja halt überall Leute was geht!? Wenn wir die Uni als ort der Wissensproduktion sehen, der als Teil einer Liberation gesehen werden soll und Nicht als weitere Institution die globale und lokale Machtstrukturen aufrecht erhält, dann muss das ganze Ding mal umgekrempelt werden…
T: Und wenn du das jetzt zusammenfassen müsstest und in einen prägnanten Satz zu packen: Was können intersektional praktizierte Gender Studies positiv zu deinem Studiengang beitragen?
F: Intersektional praktizierte Gender studies könnten zu einem grundlegenden Hinterfragen der Strukturen des Faches und der Uni im allgemeinen beitragen, was inshallah zur Folge hat, dass diese Strukturen radikal verändert werden.