populismus kritisieren | "Postergirls" und "White-Power Barbies". Zur ambivalenten Sichtbarkeit identitärer Frauen
Veranstaltung der Reihe POPULISMUS KRITISIEREN - eine Kooperationsveranstaltung mit der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und des Instituts für Kulturmanagement und Gender Studies (IKM) Wien. Weitere Infos: https://www.mdw.ac.at/ikm/populismuskritisieren/vorschau/
Zahlreiche Medienartikel sind in den letzten Jahren über Frauen* in den Kreisen der Identitären sowie über einzelne Aktivist_innen veröffentlicht worden. Dabei dominierten in der medialen Berichtserstattung trotz jahrzehntelanger Forschung zu diesem Themenbereich Erstauen und Skandaliserungsversuche. Aber auch kritische Auseinandersetzungen beleuchteten die Thematik bislang meist unterkomplex und blieben meist beim Vorwurf stehen, dass selbige Gruppe durch Sexismus und Antifeminismus sowie der Instrumentalisierung von Frauen* und frauen*politischen Themen auffalle. Dass das Engagement von Frauen* in identitären Kreisen auch die Möglichkeit der Selbstermächtigung mit sich bringt, wurde dabei oftmals ebenso übersehen wie die Modernisierung von Geschlechterbildern im Rechtsextremismus samt ihrer zahlreichen anzutreffenden Widersprüchlichkeiten.
Im Vortrag möchte ich daher diese Leerstelle füllen und aufzeigen, auf welche Art und Weise Frauen* im Kontext der Identitären Sichtbarkeit bekommen. Dafür analysiere ich in einem ersten Schritt, wie identitäre Frauen* in der Öffentlichkeit, allem voran den Medien wahrgenommen werden und versuche darüber hinaus die propagierten Identifikationsangebote für Frauen* in identitären Strukturen zu rekonstruieren. In einem weiteren Schritt soll der Frage nachgegangen werden, über welche politischen Themen Frauen* - sowohl innerhalb der Gruppe als auch in der Außenwahrnehmung - sichtbar werden. Dabei möchte ich anhand des Engagements einzelner Aktivist*innen sowie auch Kampagnen der Gruppe unterschiedliche Formen von Sichtbarkeit aufzeigen. Am Beispiel der gescheiterten Kampagne #120db wird sich dabei einerseits zeigen, dass dies vor allem über die rassistische Adaption von Diskursen rund um die Bedrohung sexualisierter Gewalt durch als migrantisch markierte Männer geschieht. Anderseits wird auch deutlich, dass in der Rezeption des politischen Engagements identitärer Frauen* sexistische Narrative, die Frauen* eher über ihr Äußeres als über ihre politischen Inhalte wahrnehmen und ihnen selbstbestimmtes Handelns absprechen, nicht an Wirksamkeit verloren haben. Abschließend widmet sich der Vortrag daher dem Spannungsfeld der Partizipationsmöglichkeiten von Frauen* bei den Identitären zwischen Instrumentalisierung und Selbstermächtigung.
Judith Goetz ist Literatur-und Politikwissenschafterin, Rechtsextremismusexpertin und Gender-For-scherin, Mitglied der ,Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit' (FIPU) sowie des Forschungsnetzwerks Frauen und ,Rechtsextremismus. Zuletzt hat sie die Sammelbände „Untergangster des Abendlandes. Ideologie und Rezeption der rechtsextremen ,Identitären'" (2017) sowie den vierten Sammelband der Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit „Rechtsextremismus: Band 4: Herausforderungen für den Journalismus" (2021) mitherausgegeben.
Die Veranstaltung findet hybrid statt und kann auch über Zoom verfolgt werden:
https://mdw-ac-at.zoom.us/j/68304162135?pwd=TmtTZG5CWXNuQ25IY3Y5TllIRFdBQT09
Zeit & Ort
02.06.2022 | 18:00 - 20:00
Hybrid-Veranstaltung: Großer Seminarraum, E 0101, IKM oder übe Zoom