Springe direkt zu Inhalt

Nachwuchsgruppe “Fixing the System: Analyses in the Context of the History of Science”

Die Nachwuchsgruppe “Fixing the System: Analyses in the Context of the History of Science” widmet sich der Frage, warum sich bestimmte Rahmenbedingungen in Bezug auf Geschlecht und sich überschneidende Formen von Ungleichheit im Laufe der Zeit institutionalisiert haben und warum nicht. Die Forschungsgruppe wird vom Steering Committee 6 (SC6; Diversity and Gender Equality) der Berlin University Alliance gefördert. Die Forschungsgruppe konzentriert sich auf drei Fallstudien.

Die erste gibt einen Überblick über die Geschichte der internationalen Entwicklungsprogramme für Mädchen und Frauen innerhalb der Vereinten Nationen in den 1980er und 1990er Jahren. Sie zeigtauf, wie und warum sich neoliberale und marktwirtschaftliche Formen des Feminismus in der UN-Politik gegenüber Alternativen wie antirassistischen, antikolonialen und sozialistischen Formen des Feminismus durchgesetzt haben. Die Nachwuchsforschungsgruppe hat vor kurzem die Arbeit an dieser ersten Fallstudie abgeschlossen; sie wird im Mai 2025 als Monografie bei University of Chicago Press veröffentlicht. Die Veröffentlichung des Bandes wird am 7. Juli 2025 mit einer Buchvorstellung gefeiert, zu der alle Mitglieder der MvBZ-Community herzlich eingeladen sind.

Die Forschung für die zweite und dritte Fallstudie laufen noch. Die zweite Fallstudie liefert die Geschichte der institutionellen Reaktionen auf sexualisierte Belästigung an den Berliner Universitäten seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Mitglieder der Forschungsgruppe, darunter auch studentische Hilfskräfte, haben die Archive der Freien Universität Berlin, der Humboldt Universität zu Berlin, der Technischen Universität und der Charité - Universitätsmedizin Berlin durchsucht, um relevante Unterlagen zu finden. Einige der Forschungsfragen sind: 1. Wie und wann wurden sexualisierte Belästigung und sexualisierte Übergriffe von Studierenden und Mitarbeitenden an der Universität oder in universitätsnahen Räumen als Problem erkannt? Welche Personengruppen haben sich öffentlich zu diesen Themen geäußert, und wie haben sie sie formuliert? 2. Welche Art von institutionellen Maßnahmen haben die Universitäten ergriffen, um gegen sexualisierte Belästigung und Gewalt vorzugehen? Wann? In welchen Kontexten? Wie haben sich diese im Laufe der Zeit verändert? 3. Welche Formen von Schweigen, Abwehr und Widerstand begleiteten die Bemühungen, sexualisierte Belästigung und Gewalt an den Universitäten zu benennen und zu thematisieren? Wann? In welchen Kontexten? 4. Zu welchen Zeitpunkten wurden sexualisierte Belästigung und Gewalt so verstanden, dass sie mit Formen der Unterdrückung oder strukturellen Machtunterschieden zusammenhängen, die mit Geschlecht verschränkt sind - wie z. B. Einwanderungsstatus, Nationalität, ethnische Zugehörigkeit, Religion, Klasse oder Machtbeziehungen zu den mutmaßlichen Täter*innen innerhalb der akademischen Hierarchien - und zu welchen Zeitpunkten wurden sexualisierte Belästigung und Gewalt als ausschließlich geschlechtsspezifisch dargestellt? Wie haben diese konkurrierenden Auffassungen die Politiken der Universitäten in Bezug auf Belästigung und sexualisierte Gewalt zu bestimmten Zeitpunkten geprägt? Die Nachwuchsforschungsgruppe konzentriert sich nicht auf die Beilegung von Einzelfällen, sondern verfolgt einen institutionellen Ansatz in Bezug auf sexualisierte Belästigung und Gewalt. Sie legt Wert auf die Privatsphäre und die Sicherheit der an der Forschung beteiligten Personen, insbesondere der Betroffenen/Opfer von sexualisierter Belästigung und Gewalt.

Die dritte Fallstudie der Nachwuchsgruppe befasst sich mit der Geschichte der Kolonialwissenschaften zwischen dem 18. und dem frühen 20. Jahrhundert. Sie zeichnet nach, wie sich das wissenschaftliche Verständnis des biologischen Geschlechts (männlich, weiblich und intersexuell) in und durch wissenschaftlichen Rassismus und Theorien ethnischer und religiöser Unterschiede entwickelte. Neben diesen Fallstudien gibt es auch eine laufende Kooperation mit den drei anderen vom SC6 geförderten Nachwuchsgruppen, die an den anderen BUA-Einrichtungen angesiedelt sind. Dazu gehört die gemeinsame Arbeit an einem Special Issue des Open Gender Journals, das die Institutionalisierung von Diversity-Initiativen im Hochschulbereich sowie den Widerstand dagegen aus interdisziplinären Perspektiven analysieren wird.

Dr. Sarah Bellows-Blakely ist die Leiterin der Nachwuchsgruppe „Fixing the System: Analyses in the Context of the History of Science.“ Ihre Monographie, Girl Power? The Birth of Girl-focused Development in Nairobi, erscheint im Frühjahr 2024 bei The University of Chicago Press. Ihre Forschungsergebnisse wurden unter anderem in The American Historical Review, Gender & History und The Oxford Research Encyclopedia of African History veröffentlicht.