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Querelles Jahrbuch - Neuerscheinung

Querelles. Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung
Band 10 (2005):

Gabriele Jancke, Claudia Ulbrich (Hg.):

Vom Individuum zur Person

Neue Konzepte im Spannungsfeld von Autobiographietheorie und Selbstzeugnisforschung

Die Geschichte von der Entdeckung des Individuums gehört zu jenen Meistererzählungen der okzidentalen Moderne, die im Zuge der Globalisierung zunehmend in Frage gestellt werden. Das Konzept paßt nicht mehr so recht zu den Erfahrungen und Erwartungen von Menschen, die es gewohnt sind, in Kategorien von Netzwerken zu denken und zu handeln. Damit wird die Frage nach einer Geschichte der Beziehungen und Bindungen zu einem Desiderat. Eine wichtige Quelle stellen Selbstzeugnisse dar. Bis heute neigt die Autobiographieforschung dazu, diese Quellen am Parameter der Individualisierung zu messen.
Die vorliegenden Aufsätze hinterfragen die Geschlechter-, Klassen- und Kulturgebundenheit dieses Konzepts. Sie analysieren ergebnisoffen die in Selbstzeugnissen formulierten Personkonzepte und suchen (in Fallstudien aus verschiedenen Regionen und Zeiten) nach Wegen, autobiographische Schriften von Männern und Frauen in ihren eigen Kontexten zu erschließen.
An dem Band haben Literaturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, Historiker und Historikerinnen sowie Ethnologinnen aus den USA, Kanada, Israel, der Türkei, den Niederlanden, Österreich und Deutschland mitgearbeitet

Umfang: 254 Seiten 2 Abb.

Über die Herausgeberinnen:
Claudia Ulbrich ist Professorin für Neuere Geschichte am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, Mitherausgeberin der Reihe „Selbstzeugnisse der Neuzeit“ und Koordinatorin der DFG-Forschergruppe “Selbstzeugnisse in transkultureller Perspektive“.
Gabriele Jancke ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der DFG-Forschergruppe „Selbstzeugnisse in transkultureller Perspektive“ am Friedrich-Meinecke-Institut der FU Berlin. Sie veröffentlichte u. a. Autobiographie als Soziale Praxis. Beziehungskonzepte in Selbstzeugnissen des 15. und 16. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum.

Inhalt

Einleitung

  • Gabriele Jancke / Claudia Ulbrich: Vom Individuum zur Person. Neue Konzepte im Spannungsfeld von Autobiographietheorie und Selbstzeugnisforschung

Aufsätze

  • Ute Luig: Dynamische Konstrukte: Vorstellungen zu Person, Selbst und Geschlecht in afrikanischen Gesellschaften
  • Andrea Griesebner / Christina Lutter: Geschlecht und "Selbst" in Quellen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
  • Eva Schlotheuber: Der Mensch am Scheideweg. Personkonzeptionen des Mittelalters
  • Eva Kormann: Ich und Welt in der Autobiographik des 17. Jahrhunderts. Heterologe Selbstkonzepte bei Maria Elisabeth Stampfer und Elias Holl
  • Thomas Max Safley: "So lang mir Got das Leben verlihen." Personkonzepte aus Selbstzeugnissen der schwäbischen Kaufleuteschaft in der Frühen Neuzeit
  • Sara Heller Mendelson: Are Married Women Persons? The "Rational" Arguments of Anne Dormer
  • Mechal Sobel: Schwarz und Weiß: Innere Fremdbilder
  • Andrew Sparling: Putrefaction in the Laboratory: How an Eighteenth-Century Experimentalist Refashioned Herself as an Homme de Lettres
  • Hülya Adak: Gender-in(g) Biography: Ahmet Mithat (on Fatma Aliye) or the Canonization of an Ottoman Male Writer
  • Özkan Ezli: Grenzenlose Psyche oder die Kollektivautobiographie Mottenkugeln von 'Ãliya Mamduh

Fundstücke

  • Fragebogen für Mitglieder der Reichsschrifttumskammer, ausgefüllt von Gertrud Bäumer am 26. Dezember 1936. kommentiert von Angelika Schaser

Forum

  • Lotte van de Pol: Research of egodocuments in the Netherlands: some thoughts on individuality, gender and texts
  • Petra Buchholz: Das Tagebuch in der japanischen Schreibkultur

Über die Autorinnen und Autoren